Ecuador Aug. /Sept.18

Letzte Tage in Ecuador
Unser Visum in Ecuador läuft bald ab. Die letzten Tage verbringen wir gemütlich in der Finca Sommerwind, einem Restaurant mit Camping geführt von Hans aus Deutschland. Wir treffen andere Reisende und haben Zeit uns auszutauschen. Am Abend ist Oktoberfest mit Musik, deutschem Bier, Currywurst und sogar Sauerkraut gab es. Gemütlich war‘s.
Unsere Textilablage für den Kleinkram löst sich langsam auf, so dass Köbi ein Tablar einbaut. Somit gibt es Platz für Körbli und alles ist wieder sicher verstaut. Sieht gut aus oder?!
Der letzte Tag: Es sind ca. 130 km bis zur Grenze. Start ist um 9 Uhr. In Tulpa, der Grenzstadt machen wir um 10.30 Halt beim Friedhof mit riesigen Tujahecken, alle geschnitten wie Tiere, Statuen oder Figuren.
Es sind noch 2 km zur Grenze und wir benötigen dafür mehr als 1 Std. Die Ausreise Ecuador ist rasch erledigt und die Fahrzeugpapiere abgegeben. Einen Parkplatz finden wir dann bei den SOAT (Versicherungen). Somit lösen wir für Röno die Versicherung, was schon einige Zeit in Anspruch nimmt, da das Computerprogramm nicht zu überlisten ist. Eine SIM Karte kaufe ich auch gleich, da auch eine Telefonnummer notwendig ist für das Formular. Gut nächster Schritt ist die Einreise. Wir stehen vor den Menschenmassen, vorwiegend Venezolaner, die Kolumbien verlassen möchten und das Glück im nächsten Land suchen. Tausende junge Männer und hunderte junger Familien stehen Stunden-, teils Tagelang an um die Papiere zu erledigen. Die eigentlichen Parkplätze sind von den Menschen und dem Gepäck belagert. Wir fragen uns durch und stehen eine Weile in der Schlange der „privilegierten“ an. Leider geht gar nichts und die jungen Mütter werden immer aufgebrachter. So verziehen wir uns in unseren geschützten Bereich den Röno. Mittagspause und uns mental vorbereiten auf die kommenden Stunden. Es ist gut 14 Uhr, als wir uns erneut unter die Wartenden mischen, diesmal in der Linie der Kolumbianer und anderen Ausländer. Venezolaner haben eine separate Linie, die rund ums ganze Gebäude reicht! Wie in einem Viehgatter stehen wir und Geduld ist gefragt. Kurz nach 18 Uhr stehen wir dann endlich am Schalter und innert Minuten sind unsere Papiere erledigt. Puuu… geschafft, jetzt noch Kopie des Passes mit dem Einreisestempel anfertigen lassen und dann sind auch die Autopapiere relativ rasch erledigt. Um 18.35 sitzen wir wieder im Röno und können es kaum glauben, dass es geschafft ist. Natürlich ist es schon Stockdunkel und wir suchen den Weg zum Übernachtungsplatz, einem grossen Parkplatz bei der Gondelbahn las Lajas. Nach einer stärkenden Suppe fallen wir erschöpft ins Bett.


Vulkanroute – Quito Sept-Okt. 18

 

Beim Schreiben dieses Berichtes sitze ich auf der Terrasse eines Hostels in Mindo, mitten im Nebelwald und beobachte nebenbei die zahlreichen Kolibris, die an die Trinkblumen kommen. Was für ein Anblick, ich kann mich kaum sattsehen. 30 verschiedene Arten soll es hier geben! Wir haben sicher schon 15 davon entdeckt. Es ist ein geflatter und gebrumme, die Federkleider glänzen und schimmern perlmuttartig im Licht. Ich kann mich kaum auf den Bericht konzentrieren und trotzdem will ich Euch teilhaben lassen an den Geschehnissen der letzten Wochen.
Der Aufenthalt in der Schweiz hat uns sehr gut getan, wir konnten unsere Batterien wieder auftanken und freuten uns auf unser Zuhause! Zuerst mussten wir den angesetzten Staub entfernen und alle mitgebrachten Sachen tetrismässig  verstauen. Schon am nächsten Tag ist es wieder heimelig, wir sind unterwegs zu neuen Abenteuern.
Wir haben den richtigen Tag erwischt und sehen den Zug “Nariz del Diablo“ von einem tollen Aussichtspunkt. Speziell ist, dass der Zug über die sehr enge Kurve hinaus fährt um danach rückwärts weiterzufahren, also keine Kehrtunnels. Und dies über einige solche Kurven bis runter in die Schlucht und nach einem Aufenthalt wieder rauf ins Dorf Alausi. Es hat hier schöne Stellplätze, so dass Köbi die mitgebrachten Ersatzteile verbauen und den neuen Gasgrill in Betrieb nehmen kann. Es funktioniert alles problemlos. Das Dorf „Baños“ begrüsst uns reich geschmückt, denn es findet ein Umzug statt zu Ehren der „Virgina del Agua“. Farbenfrohe Kostüme und laute Musik und schweisstreibende Tänze sahen wir. Eine Wanderung zum Teufelswasserfall beenden wir vor dem Ziel, da der eine Durchgang für mich beengend war und als nächstes dann eine hohe, lange Hängebrücke anstand. Nein, danke wir kehren um. Entspannung gab es für uns im Thermalbad mit Sauna (nicht EU-Standard!).
Wir sind auf der Vulkanroute, wieder auf guten 3000m unterwegs, der Nebel verhüllt jedoch schon mal den einen oder anderen. Als wir Richtung Vulkan Chimborazo fahren, zeigt sich dieser im perfekten Licht, so dass wir hochfahren bis 4800m. Von diesem Punkt aus gibt es einen Weg bis zum oberen Refugio Whymper auf 5000m, dem wir folgen. Steil und anstrengend, Schritt für Schritt, wir sind ja noch nicht akklimatisiert. Die Sicht hoch zum Vulkan und auch die Weitsicht waren toll, wurde dann innert Minuten von Nebelwolken verdeckt und es wurde merklich kühler. Stolz bin ich, hatte diesmal keinen Muskelkater!
In Salinas de Bolivar wurden wir überrascht von der innovativen Bevölkerung, die in diversen Bereichen Cooperativen gründeten und somit viele Arbeitsplätze und auch Absatzmärkte schufen. Wir buchten eine sehr interessante und informative Tour durchs Dorf mit Don Victor, der uns in verschiedene Produktionsstätten brachte. Die Schafwolle wird hier von der Schur angeliefert und über die Reinigung, spinnen der Wolle bis zum fertig gestrickten Produkt hier im Dorf gemacht. Daneben gibt es hier eine kleine Fussballproduktion, eine Saline, eine Schoggifabrik, eine Wurst- und Salamiproduktion sowie eine Käserei, die Hartkäse nach Schweizer Rezept herstellt. Überall kaufen wir etwas um die Leute zu unterstützen, sogar zuletzt bei Don Victor noch eine selbstgemachte Arnikasalbe. Am nächsten morgen früh stehen wir vor der Käserei und beobachten das Treiben bei der Milchannahme. Einige Bauern fahren mit dem Auto vor, die Mehrheit aber kommt zu Fuss mit dem Milchbehältnissen im Tuch auf dem Rücken tragend, dem Lama, Esel oder dem Pferd aufgebunden. Alle sind fröhlich und halten einen kurzen Schwatz beim Waschen der Behälter. Im nächsten Dorf ist Viehmarkt und wir mischen uns kurz unter die Schaulustigen. Da wir ja keine Viecher kaufen wollen fahren wir weiter eine einsame Schotterstrasse bis zur Laguna Quilotoa, einem Kratersee. Der Parkplatz mitten im Dorf ist für zwei Tage unser Stellplatz. Die Eisblumen an den Scheiben schmelzen schnell mit den ersten Sonnenstrahlen am Morgen.  Auch hier bewegen wir uns wieder, etwa 2 Std. Wanderung auf dem Kraterweg. Danach folgt der bekannte Vulkan Cotopaxi. Auch er zeigt sich schon am Vorabend in voller Grösse, nur mit einem kleinen Wolkenhut. Wieder erkunden wir die Gegend und die Natur zu Fuss und sind viele Stunden unterwegs mit traumhafter Aussicht. Am Abend sitzen wir draussen vor dem Röno, staunen über das Farbenspiel rund um den Cotopaxi, beobachten eine Herde Pferde auf der offenen Weide sowie einige Rehe in der Abenddämmerung.
Weiter nördlich folgt die Hauptstadt Quito. Wir stellen uns auf den Parkplatz eines grossen Stadtparks, erkunden diesen zu Fuss und besuchen spontan den Botanischen Garten. Welch ein lohnender Besuch, denn es gibt unzählige Orchideen, Fleisch fressende Pflanzen und sogar eine Bonsaiausstellung zu besichtigen. Die Stadt selber erkunden wir geführt, so dass wir viel über die Stadt, Land und Leute, Politik und Wirtschaft sowie die aktuellen Probleme mit Venezuela erfahren. Als nächstes überschreiten wir den Äquator und vergnügen uns kurz im dort entstandenen Touristendörfli „Mitad del Mundo“. Danach erreichen wir ein kleines Paradies – Mindo.

Neues Land, neue Eindrücke

Unvorstellbar, kaum haben wir die Grenze von Peru nach Ecuador überschritten, strahlt die Natur wieder in kräftigem grün. Es wächst wieder Gras, es gibt Plantagen mit Bananen, Kakao, Melonen, Ananas, Limonen, Papaya etc., sowie Wälder mit hohen Bäumen und wieder Richtung Anden fühlen wir uns wie auf einer Schweizer Alp. Eine Augenweide, wir können uns kaum sattsehen. Die Strassen sind in sehr gutem Zustand und vielerorts sogar 4-spurig. Der Verkehr läuft ruhig und viel weniger hektisch ab. Auch ist ein riesiger Unterschied bei der Sauberkeit zu erkennen. Es liegt viel weniger Abfall und Plastik rum als in den südlicheren Ländern und die Häuser sind wieder massiv gebaut. Die Leute sind sehr freundlich und meist werden wir mit Handschlag begrüsst. Wir sind sehr positiv überrascht von Ecuador. Von Machala an der Küste fahren wir wieder in die Anden nach Cuenca, der 3. grössten Stadt des Landes und durchfahren dabei unterschiedliche Vegetationszonen. Nach den riesigen Bananenplantagen erreichen wir den mystischen Nebelwald, gefolgt von ödem felsigem Gebiet bis hoch zu hügeligen, grünen Berglandschaften mit Kuhweiden auf 2500m. Cuenca, eine sehr schöne Stadt mit grosser Kathedrale und vielen gut erhaltenen Kolonialhäusern und schönen Märkten. Wir geniessen das sonnige, warme Wetter und erkunden die Stadt zu Fuss.
Bei der intensiven Sonneneinstrahlung nahe am Äquator finden wir einen passenden Sombrero für Köbi. Diese Gegend ist bekannt für die Herstellung der Panamahüte, die Originalen Made in Ecuador. Die Herstellung derer, vom Rohprodukt der Palme bis zum fertigen Hut erklären uns die Mitglieder der Cooperative im kleinen Dorf Barcelona und dann nochmals in Montecristi.
Wir lassen uns in einem exklusiven Thermalspa verwöhnen, machen ein Gesundheitsbad in einer Schwefellagune und vergnügen uns in den Wellen am Meer.
Wieder an der Küste bei Puerto Lopez werden wir wieder vom Walfieber gepackt. Wir können die Buckelwale in Küstennähe beobachten und auf der Tour zur Isla de la Plata springen diese sogar recht nahe dem Boot. Nahe der Insel umkreisen die Schildkröten unser Boot, so dass wir diese fast anfassen können. Faszinierend. Auf der Insel begleitet uns ein Parkranger zu den Blaufusstölpeln und den Fregattvögeln und erklärt uns viel über diese schönen Vögel. Wir haben Glück, bei den Blaufüsslern sehen wir vom Ei über das erst kurz geschlüpfte Küken bis zum ausgewachsenen Vogel alle Grössen davon. Bei den Fregattvögeln beobachten wir die imposanten Männchen mit den grossen roten Kehlsäcken bei der Balz und auch kleine Küken in Nest. Abschliessend konnten wir bei einem Schnorchelgang noch die zahlreichen farbenfrohen Fische im kleinen Korallenriff bestaunen.
Wir machen lange Spaziergänge an den einsamen Sandstränden entlang, helfen den Fischern beim Einziehen des Netzes, beobachten wie die Fische sortiert, bearbeitet und verkauft werden und staunen über die handwerkliche Geschicklichkeit der Schiffsbauer. Spannend sind die Gespräche mit der Schweizerin Sandra, die ein Hostel mit Camping führt, sowie mit dem deutschen Bierbrauer, Restaurantbesitzer und bald auch Schoggiproduzent Joachim und seiner Frau Silvia. Wir fahren die Küste hoch, überqueren den Äquator (leider ohne Tafel) bis auf Höhe von Pedernales, dann wieder ins Landesinnere und in einem Bogen, über El Carmen und Quevedo wieder zurück nach Guayaquil. Lange beobachten wir die Leguane, die hier in einem Park leben, sich jedoch frei bewegen können, buchen eine Stadtrundfahrt und machen lange Spaziergänge der Uferpromenade entlang.

 

Die Fülle von Erlebnissen und Eindrücken in so kurzer Zeit in Ecuador, lenken uns etwas ab von der Vorfreude und Sehnsucht nach der Familie.